Zonierung – Landschaftsschutzkonzept im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

Das wichtigste Instrument zur Umsetzung des Programms "Mensch und Biosphäre" ist die räumliche Gliederung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in drei Zonen: Kernzone, Pflegezone und Entwicklungszone. Hier gelten unterschiedliche „Regeln“ für die Nutzung der Natur durch den Menschen.

In den Kernzonen soll sich die Natur vom Menschen möglichst unbeeinflusst entwickeln. Sie stehen repräsentativ für den zu schützenden Naturraum oder für Bereiche, die sich durch Prozessschutz zu natürlichen oder naturnahen Ökosystemen entwickeln können. In der Rhön wurden sogenannte Cluster-Kernzonen („Schwarm“)  in verschiedenen Waldlebensraumtypen ausgewiesen. Damit werden wichtige Rückzugsgebiete für verschiedene bedrohte Tier- und Pflanzenarten geschützt – ein großer Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.

Daher ist die menschliche Nutzung ausschließlich auf die Bereiche Forschung, Monitoring und Bildung beschränkt. Für alle Besucher herrscht Wegegebot, denn natürliche, dynamische Abläufe stehen hier im Vordergrund. Arten, Lebensgemeinschaften und ganze Ökosysteme sowie Landschaften unterliegen dem sogenannten Prozessschutz und werden von den Verwaltungen beobachtet und dokumentiert. 

Die Ergebnisse des Kernzonenmonitoring der Verwaltungen geben wichtige Informationen über natürliche Wachstums- und Zerfallsprozesse, auch bei sich verändernden Umweltbedingungen wie Trockenheit und Temperaturänderungen. Im Idealfall werden regionaltypische Entwicklungen in die naturnahe Forstwirtschaft vor Ort übertragen.

Auf ausgewiesenen Wanderwegen können Besucherinnen und Besucher die "wilde" Seite der Rhön kennenlernen – zu jeder Jahreszeit ein individuelles Erlebnis im UNESCO-Biosphärenreservat.

Die Pflegezonen (zusammen mit den Kernzonen mindstens 20 % der Fläche) werden vom Menschen umsichtig genutzt. Zum Beispiel für ökologisch orientierte Land- und Forstwirtschaft, Landschaftspflege, Maßnahmen zur Umweltbildung oder naturschonenden Tourismus.

Viele naturnahe Wälder aber zu allererst artenreiche Wiesen und Weiden der Rhön gehören zu den Pflegezonen. Vor allem in den Hoch- bzw. Hanglagen war die frühere (nicht technisierte) landwirtschaftliche Nutzung beschwerlich. Späte (Hand-)Mahd, aber auch Beweidung mit verschiedenen Nutztierarten (z. B. auch Huteweiden unter alten Buchen) waren alltäglich. Wanderschäfer trieben den gesamten Sommer auf sogenannten Triften Herden über die Hochlagen der Rhön. Weideabtriebe werden auch heute noch im bayerischen Ginolfs bzw. thüringischen Oberkatz im Herbst gefeiert und sind Zeugen dieser landwirtschaftlichen Geschichte der Rhön.

Diese historische Bewirtschaftungsform ist Ursprung der großen Artenvielfalt im Rhöner Grünland und bedarf gezielter extensiver Landschaftspflege, u. a. der Förderung der Wanderschäferei oder Bekämpfung von invasiven Neophyten wie beispielsweise der Lupine, die andere Arten verdrängt. Ohne diese professionelle Zusammenarbeit von Naturschutzbehörden, Landschaftspflegeverbänden und Landwirten würde die Rhön verbuschen oder sogar verwalden, verschiedene Lebensräume und naturraumtypische Tier- und Pflanzenarten verschwinden.

Für Besucher zeigt sich besonders im Juni das beeindruckende Naturschauspiel - ein Blütenmeer an selten Pflanzenarten wie die Trollblume oder Teufelskralle. Wo immer möglich, sind die Pflegezonen so angeordnet, dass sie gleich einem Schutzschild als Puffer kleinere Kernzonen dienen.

Im größten Gebiet des UNESCO-Biosphärenreservats – der Entwicklungszone – gibt es die geringsten Auflagen. Hier können Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie unter den üblichen gesetzlichen Auflagen wirtschaften. Auf freiwilliger Basis sollen hier nachhaltige Nutzungs- und Wirtschaftsformen erprobt, modellhaft umgesetzt und praktiziert werden. Beispielhaft sind hier die umweltverträgliche Außenbeleuchtung im Sternenpark Rhön aber auch die Verarbeitung und Vermarktung regionaler Produkte mit dem "Qualitätssiegel des Biosphärenreservats" zu nennen.